Um 700 entstand die slawische Siedlung Altwriezen und ist ein exemplarisches Beispiel für ein typisches Altdorf des Oderbruchs. Ein sogenanntes Rundlingsdorf in Hufeisenform auch „Haufendorf“ genannt. Die Hauptstraße führt rund um das Rondell, obgleich es viele Abzweigungen gibt, die allerdings meistens auf Feldern oder holprige Wege führen. Am Ortsrand von Altwriezen kann man die alten Oderschutzwälle gegen Überschwemmungen und den gewaltigen Wasserfluten der alten Oder, die aus Dung und Küchenabfälle entstanden sind, fast noch riechen.
Altwriezen, erstmals 1200 urkundlich erwähnt, ist als altes Fischerdorf eines der ältesten Dörfer im Oderbruch und hat keine Kirche und keinen Turm. Nur drei aus dem 18. Jh. stammende Glocken hängen auf einem Glockenschauer an einer Stange neben einer kleinen Fachwerkskirche seitlich des Ortseinganges auf einer Wiese. Wie eben viele der alten Dörfer im Bruch ist auch dieses ein Dorf in Rundlingsform und entstand zur Zeit als das Oderbruch noch sumpfig und mit vielen Wasseradern durchzogen war. So wurde der Platz zum Bau des Dorfes sorgfältig auf einen sandigen und etwas erhöhten Grund ausgesucht.
Von 1412 bis 1719 besaß das Dorf „Die Olde Wriezen“ eine Familie Namens Barfuß. Eine eigene Schule bekam Altwriezen dann 1652. Im Winter 1770/71 überflutete ein Hochwasser das Dorf nicht zum letzten Mal. So entstanden um 1800 die eng stehenden Doppelstubenhäuser und eingeschossige, längsgegliederte Mittelflurhäuser die mit dem Giebel zum Dorfplatz ausgerichtet sind. Bei den Mittelflurhäusern führte durch die Mitte der Bauten ein Flur, von dem aus man in den Wohnbereich und in den Stall gehen konnte.
Kriege und verheerende Brände zerstörten immer wieder die Dörfer des Bruchs, sodass kein Gebäude aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg heute ncoh im Oderbruch existiert. Durch die Besiedlung durch Kolonisten nicht nur in den Neudörfern, sondern auch in den traditionellen alten Dörfern wurde die bis dahin vorrangige Rundlingsform der Dörfer beendet. Allerdings waren die Bewohner des alten Fischerdorfes gegen die Trockenlegung und die Neubesiedlung. So gab es tatsächlich Bittbriefe, in dem der König formlichangefleht wurde, mit dem Unsinn der Trockenlegung aufzuhören. Ohne Erfolg – wie man heute weiß.
Ein Straßenzug mit ehemaligen Betriebswohnungen und Traktorenstationen zeugt noch heute von der 1952 gegründeten LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) „Freier Bauer“. Seit 1954 gehört der Nachbarort Beauregard und Altwriezen zusammen. Bei einem Sturm hatte die Fachwerkkirche so großen Schaden genommen, dass sie 1973 abgerissen wurde. Im heutigen Vereinshaus mit der Hausnummer 22, wo noch die Kinder des Dorfes bis 1951 zur Schule gegangen sind, feiern die Altwriezener ihre Feste.