Einige Kilometer hinter Letschin aus Wriezen kommend, liegt Wollup, wo man auf den Spuren von Johann Gottlieb Koppes wandeln kann, der als Sohn eines Tagelöhners nach beispiellosem Erfolg in Reichenow bei Möglin dieses Staatsgut 1827 für 33 Jahre pachtete. Ein Domänendorf, das sich zum Mustergut mit Parkwegen entwickelte. Aus den erwirtschafteten Überschüssen der intensiven Landwirtschaft entstanden während der Pachtzeit eine Ziegelei und Brennerei, eine Ölmühle, sowie Arbeitshäuser für Wanderarbeiter aus dem Warthebruch. Einige der Gebäude stehen noch heute.
Von Letschin bis Wollup erscheint die Landschaft wie eine einzige Ackerfläche, die kaum Anlass zum verweilen bietet. Hier bietet sich der Abstecher nach Bleyen nahe der Oder an, wo man auf endlosen Radwegen die Weite der Landschaft entdecken kann.
So schrieb während des Studiums der Dramatiker Gustav Freytag über einen Besuch mit Freunden in Wollup in „Erinnerungen aus meinem Leben“:
„Koppe war wohl der bedeutendste von den Landwirthen, welche in der Nähe und unter dem Einfluss Thaers heraufgekommen sind, und seine Größe beruht darauf, dass seine vorwiegend praktische Natur auch Thaer gegenüber die Selbständigkeit bewahrte. Wenn man Vergängliches und Bleibendes in unserer Landwirthschaft abschätzen will, so kann man ihn als den deutschen Musterwirth der geldarmen Zeit bezeichnen, in welcher die Schwäche des Betriebskapitals allgemein, die Verbindung des einzelnen Gutes mit der Verkehrswelt noch umständlicher und weniger sicher war, und in der deshalb als Norm gelten musste, das Landgut allmählich durch zweckmäßige Fruchtfolge und ein richtiges Verhältnis zwischen Viehstand und Fruchtbau in seiner Kraft zu steigern. Ihm war deshalb das Gut ein kunstvoller Organismus, welcher sich durch seine eigenen Erzeugnisse und richtiges Gleichgewicht der Theile zu erhalten und vorwärts zu bringen hatte. Welchen Werth jeder einzelne Betriebszweig für die Erträge des Gutes habe, suchte er durch sorgfältigste Buchführung festzustellen, deren Grundsätze er mit unablässiger Sorgfalt prüfte und besserte. Er war einer der ersten, welcher im Oderbruch eine Zuckerfabrik in großem Stil anlegt, und er würdigte die hohe Bedeutung des neuen Industriezweiges vollständig, aber diese wie alle anderen landwirthschaftlichen Fabrikanlagen sollten vor allem der Landwirthschaft des Gutes dienen, deshalb sollte die Menge der selbstgebauten Rüben nicht größer sein, als mit einer geordneten Fruchtfolge des Gutes verträglich war, und wenn er die kleinen Landwirthe in seiner Nähe zum Rübenanbau ermuthigte, so stellte er auch ihnen als höchsten Grundsatz auf, dass nicht der zufällige Gewinn eines Jahres für sie die Hauptsache sein dürfe, sondern die Verbesserung des Bodens und die Steigerung des Ackerwerthes für den gesammten Fruchtanbau in fest geordneter Folge. Nur eine Blüthe der Landwirthschaft sollten auf den dafür geeigneten Gütern diese Anlagen sein. Immer erschien ihm der Bau der Halmfrüchte als die eigentliche Grundlage der deutschen Landwirthschaft und jedes größeren Gutes.“