Heiko Walther-Kämpfe
Bild 1 Eine Ausgabe von Pierer’s Universal-Lexikon,
in dem sich natürlich auch Freienwalde fand.
Quelle: zenor.org
Interessant ist, wie Freienwalde und seit 1925 auch offiziell Bad Freienwalde in zeitgenössischen Lexika gesehen wurde. Ein recht früher Eintrag fand sich im “Pierer Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit”, eine Enzyklopädie, die in insgesamt sieben Auflagen von 1824 bis 1893 erschien. Unsere Ausgabe stammt aus dem Jahre 1857 und über Freienwalde, das hier auf der Seite 676 mit den Schlagworten “Freie Kirche” und “Freies Leben” zu finden ist, lesen wir:
“Freienwalde, 1) Kreisstadt des oberbarnimschen Kreises im preußischen Regierungsbezirk Potsdam, an der Oder; bes. bekannt durch das in der Nähe liegende Bad; unter den Quellen sind der G e s u ndb r u n n e n u. die K ü c h e n q u e l l e die vorzüglichsten; sie haben eine Temperatur von 47° R (ca.59°C) und sind erdig-salinische Eisenquellen, die fast nur äußerlich angewendet werden u. bes. gegen Gicht, paralytische Zufälle, Nervenschwäche u. dgl. empfohlen werden; die Badeeinrichtungen sind gut, da die Bäder früher häufig von der königlichen Familie besucht worden sind. In einer Vorstadt von F. ist das A c h i l l e s- o. A l e x a n d r i n e n b a d (heute: Sonderschule Albert Schweitzer) eingerichtet mit drei Quellen, wovon zwei einander ähnlich, eine aber eine schwache Schwefelquelleist; auch befindet sich eine Kaltwasserheilanstalt hier; königliches Lustschloss, großes Alaunwerk, dem Potsdamer Waisenhaus gehörig, Braunkohlenbergwerk, Acker- und Gartenbau, bedeutende Wiesenkultur; 4130 Ew. Vgl. von der Hagen Beschreibung der Stadt F., des dortigen Gesundbrunnens u. Alaunwerks, Vergl. 1784; v. Reichenbach, Altertumskunde der Stadt F., ebd. 1824.
Nur knapp ein halbes Jahrhundert später, im Jahre 1905, hat das bekanntere Meyers-Universal-Lexikon auf der Seite 62 zwischen “Freie Liebe” und “Freieslebenit” (ein seltenes Mineral) über die Stadt folgendes zu vermelden:
“Freienwalde, 1) (F. a n d e r O d e r) Stadt und Badeort im preuß. Regbez. Potsdam, Hauptstadt des Kreises Oberbarnim, in schöner Lage unweit der Alten Oder, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Eberswalde-Frankfurt a. O. und Angermünde-F., hat zwei evangelische und eine kath. Kirche, Synagoge, ein vom Großen Kurfürsten erbautes Schloss, einen Bismarckturm (auf dem Schlossberg), ein Denkmal des Volksdichters Karl Weise, Gymnasium, Amtsgericht, Oberförsterei, Ziegelstein-,Schamottewaren-, und Möbelfabrikation, Maschinenbau, Sägemühle, Bierbrauerei und (1900) 7995 Einw., davon 210 Katholiken 90 Juden. Südlich von der Stadt liegt in einem von bewaldeten Anhöhen umschlossenen Tal der G e s u n d b r u n n e n von F., mit zehn Quellen, unter denen die Königs-, Johannis- und Kurfürstenquelle die wichtigen sind. Es ist ein Eisenwasser, das zum Trinken und Baden benutzt wird. Daneben ist F. durch seine liebliche, bewaldete Umgebung ein beliebter Sommeraufenthalt. Es erscheint schon 1364 als Stadt, 1373 bis 1604 waren die Ritter von Uchtenhagen damit belehnt. Vgl. E. H e l l e r, Geschichte der Stadt F. (Freienw. 1896).
Diese rasante Entwicklung hat die Stadt nicht zuletzt ihrem Bürgermeister Julius Linsingen zu verdanken, was wir in der diesjährigen Ausgabe unseres Heimatbuches nachvollzogen haben.
(Bild 2)
(Die Kurfürstenquelle auf dem Freienwalder Gesundbrunnen auf einer kolorierten historischen Postkarte aus dem Jahre 1904.
Sammlung Udo Schonert