Aus alten Chroniken und Berichten geht hervor, dass zuerst in Italien Schiffmühlen betrieben wurden. Danach sind sie auch in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Frankreich, Österreich und Deutschland anzutreffen. Die Schiffmühlen haben somit eine lange Geschichte und sie lagen auch auf unseren Oderstrom in Ostbrandenburg.
Im Jahre 1712 wollte der Mühlenmeister Ernst Knape auf der Oder bei Wriezen eine Schiffmühle auf seine Kosten erbauen. Am 28.04.1712 genehmigte das Amt Wriezen diesen Bau. Das Bauholz zur Mühle bekam Knape von der Stadt zum halben Preis. Als Mahlgäste werden ihm die Dörfer Kietz bei Wriezen, Lewin, Mädewitz und Trebbin zugeteilt. Als Steuer hatte Knape ab 1716 jährlich zwei Wispel Roggen an das Amt Wriezen zu entrichten. (Der Wispel ist bis 1871 ein Getreidemaß in Preußen, 1 Wispel entspricht 1319 Liter).
Von Knape übernimmt Bartholomäus Becker die Schiffmühle mit Ketten, Anker und Wohnhaus am 2.2.1729 für 800 Taler. Noch im gleichen Jahr versinkt dies Schiffmühle von Becker im Oderstrom und aus diesem Grund bittet er das Bruchamt Wriezen um drei steuerfreie Jahre. Mit viel Mühe und Not baut Becker die Mühle wieder auf. Im großen Hochwasserjahr 1736 wurde die Schiffmühle abermals beschädigt und mitgenommen, so dass sie 14 Wochen im Wasser lag. Becker benötigte danach nochmals 16 Wochen zum Wiederaufbau der Mühle, und konnte in dieser Zeit mit der Mühle kein Geld verdienen. Die Mahlleistung der Mühle betrug 140 Wispel Roggen im Jahr.
Beckers Mühle lag im so genannten Morinchen, einen Nebenarm der Oder bei Wriezen.
Eine Kammerverordnung vom 17.1.1742 ersucht das Bruchamt Wriezen, dem Schiffmüller Becker Strafe anzudrohen, wenn er nicht den Liegeplatz der Mühle vom Morinichen in die Mädewitzer Oder verlege. Die Kammer befürchtete die Beschädigung der neu erbauten Buhnen am Morinichen durch den Betrieb der Mühle.
Die Holzflößerei und der immer mehr zunehmende Schiffsverkehr auf der Mädewitzer Oder beeinträchtigten aber eine störungsfreie Arbeit der Mühle. Dadurch kam es mit dem Amt Wriezen und dem Müller immer wieder zu Streitereien um den Liegeort der Mühle.
Der Streit dauerte mehrere Jahre und endete am 2.8.1746 mit der gewaltsamen Verlegung der Mühle in die Mädewitzer Oder.
Einige Zeit später schaffte der Müller die Mühle heimlich wieder in den Morinichen Strom.
Am 17.11.1746 erging von der Kammer ein neuer Befehl zur Verlegung der Mühle. Durch seine Widerspenstigkeit erreicht Becker schließlich, dass seine Mühle im Morinichen liegen bleiben durfte.
Ende 1754 stirbt der Schiffmüller Becker und im Jahr darauf versinkt die Mühle abermals im Oderstrom.
Wegen dem ständig abnehmenden Wasserstand, der Holzflößerei und der immer mehr zunehmende Schiffsverkehr des Morinichen Stromes fanden die Erben von Becker es ratsam, anstatt der versunkenen Schiffmühle eine Windmühle zu errichten.
Quelle:
Dieter Starke, Bad Freienwalde./>