Unweit von Neutrebbin liegt der kleine und unscheinbare Ort Wuschewier. Wer etwas über die Lebensweise der Kolonisationszeit erfahren möchte, sollte den Ort mit seinem Kleinod besuchen. Wuschewier gehört zum Amt Friedland. Zwischen 1791 und 1793 war das Amt Friedland im Besitz von Frau von Friedland (siehe Altfriedland/Kunersdorf) , die durch ihre Koppelwirtschaft das Fünffache der normalen Erträge erwirtschaftete. Sehenswert ist das 1764 im Fachwerkstil erbaute Schul- und Bethaus, welches vor einigen Jahren mit historischen Techniken und Materialien wie Lehm, Sand und Stroh restauriert wurde.
Ein langgestrecktes Lehmfachwerkhaus mit Schilfrohreindeckung direkt am Dorfanger, das nur wenige Jahre nach der Trockenlegung des Oderbruchs erbaut wurde. Es ist das älteste seiner Art im Oderbruch und ist von anderen Fachwerkhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert umgeben. Eine beispielhafte Verbindung zwischen Funktionalität und Einfachheit der damaligen Zeit. Die Sparsamkeit war Bauherr der Kolonistenhäuser und genauso spartanisch sind die Schulen und Kirchen eingerichtet gewesen. In diesem Fall hat man einfach die Schule und das Bethaus in einem Gebäude zusammengelegt.
So kam 1850 das Schulzimmer mit einer Lehrerwohnung hinzu. Zum Schluss wurde dann das Glockentürmchen, der kaum Höher ist als das übrige Haus, errichtet.
1757 wurde der Ort, der zwischen 1760 und 1763 Carlsburg nach dem Markgrafen Carl hieß, an dem Flüsschen Wuschewier angelegt. Die Kolonistenhäuser, die auch Familienhäuser hießen, waren um 1840 völlig überbelegt.
Eine Folge des Aufschwungs der frühkapitalistischen Landwirtschaftsentwicklung, die mit den Vergünstigungen von Friedrich II., die er den Kolonisten bot, einherging. Nach den Anfangsjahrzehnten des Aufschwungs setzte eine rasch anwachsende Landarmut ein, die 1848 zur Märzrevolution in Deutschland führte. Die Folge daraus war eine Auswanderungsflut von 80 Kolonisten der mittlerweile 470 Einwohner von Wuschewier in Richtung Amerika. Eine Ironie der Kolonisationsgeschichte des Oderbruchs.
Horst, abgeleitet von Hörste, also höher gelegen, ist ein Ortsteil von Wuschewier, welcher ebenfalls ein Schul- und Bethaus hat. Nicht jedes Hochwasser konnte die mit Bäumen und Weiden bewachsenen Flächen von Horst überschwämmen, die zum Großteil unbewohnt und unbebaut waren. So wurde 1740 auf den Hörsten der Barnimer Feldmark ein Hirtenhaus, ein Molkenhaus, ein Stall und eine in Wuschewier zerlegte Windmühle errichtet. Wiederum der Markgraf Carl gab dem Platz 1763 den Namen Carlshorst. Zum Tabakanbau kam 1850 eine Zuckerfabrik und kurzzeitig eine Ziegelei hinzu.