Wie eigentlich im Oderbruch üblich, gibt es kein Alt- und Neukienitz, sondern Kienitz Dorf und Kienitz Nord, wobei Kienitz Nord eben auch nicht schon nach der Trockenlegung entstand, sondern erst nach 1945 aus dem ehemaligen Gut, dass durch die Bodenreform aus einem früheren Gutsherrenbesitz heraus entwickelte wurde. Kienitz Dorf wurde bereits 1234 gegründet und war ursprünglich ein Fischerdorf. Der Ort ist am östlichsten Rand des Oderbruchs, in der Gemeinde Letschin im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg, an der Grenze zu Polen gelegen. Der bekannteste Bürger von Kienitz ist der deutsche Sozialpolitiker und Jurist Wilhelm Adolf Lette.
Das frühere Gut wurde ab 1830 vom Landwirt Johann Gottlieb Koppe bewirtschaftet der im Jahre 1838 die erste Zuckerfabrik gründete. Das Dorf Kienitz besteht zum Großteil aus kleinen Bauernhöfen mit geduckten Häusern und wenig Nebengelassen, die nicht viel von Wohlstand vermitteln.
Kienitz selbst machte 1945 von sich reden, als es im Januar ´45 erstmals den russischen Truppen gelang, am westlichen Ufer der zugefrorenen Oder einen Brückenkopf zu bilden. Der mitten in Kienitz stehende Panzer T34 lässt noch heute erahnen, wie sich die Kienitzer zu jener Zeit gefühlt haben müssen. Gleichzeitig erinnert er heute an das Ende des Zweiten Weltkrieges. Von hieraus rollte die Feuerwalze über das gesamte Oderbruch und ließ keinen Stein über den anderen.
Auch Kienitz war fast völlig zerstört. Doch trotz der Verheerungen des Zweiten Weltkrieges ist die Dorfkirche von 1831 erhalten geblieben und konnte größtenteils wieder hergestellt werden. Den Erhalt und das heutige Aussehen verdankt sie vor allen einer Frau: Erna Roder, die Witwe des Pfarrers und ein Unikum des Oderbruchs, die in der Kirchenruine wohnt. So schimmert die weithin sichtbare Kirche aus weißgetünchtem Backstein auf einer Anhöhe durch hohe Eichenbäume hindurch. Einige Räume im vorderen Teil, sowie der Turm sind wieder hergerichtet worden. Im kleinen Andachtsraum gibt es eine Orgel. Auch nur wenige der Mittelflurfachwerkhäuser sind nach dem wochenlangen Dauerbeschuss der Roten Armee übriggeblieben.
Der kleine beschauliche Hafen lädt jedes Jahr im August zum großen Hafenfest ein. Hier findet man auch die Gaststätte „Zum Hafen“, in der man sich nach einem Oderspaziergang stärken kann. 2002 entstand ein neuer Sportbootanleger und eine neu gebaute Marina in der Versorgungs- und Sanitärbereich untergebracht sind. Wassertouristen können natürlich in Kienitz übernachten und ungestört die wundersame Beschaulichkeit der Landschaft genießen.
Bescheidenheit ist in Kienitz noch eine Tugend. Die allgemeine Umgangsform des Oderbruchs wird auch hier auf die herzlichste Art gepflegt. Fremde werden gegrüßt, als seinen es Nachbarn. Hilfsbereit weisen die Kienitzer routiniert den Weg zu ihren Dorfattraktionen.
Von Kienitz aus gelangt man dann in den langgestreckten Letschiner Ortsteil Solikante mit seinen herzlichen Bauernhöfen in ruhiger Alleinlage.